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Die Rolle des Beifahrers wird oft unterschätzt. Dabei kann sich sein Verhalten und sein Handeln auf das Fahrverhalten des Fahrersauswirken und somit das Unfallrisiko senken, aber auch erhöhen. Doch das ist noch nicht alles.
Hält sich der Beifahrer nicht an die Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO), fällt das nicht automatisch auf den Fahrer zurück. Auch der Beifahrer haftet für Verstöße, die er begeht. Doch wie kann ein Beifahrer überhaupt gegen die Verkehrsregeln verstoßen?
Inwiefern kann der Beifahrer den Fahrzeugführer beeinflussen? Was sollte ich auf dem Beifahrersitz lieber unterlassen und wie kann ich dem Fahrer eventuell eine Hilfe sein? All das erfahren Sie in diesem Ratgeber.
FAQ: Beifahrer
Das kommt darauf an, ob der Beifahrer zu dem Unfall beigetragen hat. Im Prinzip können alle Unfallbeteiligten eine Fahrerflucht begehen. Haben Sie beispielsweise dem Fahrer ins Lenkrad gegriffen, dieser verursacht infolgedessen einen Unfall und flüchtet daraufhin vom Unfallort, machen Sie sich ebenso der Fahrerflucht strafbar. Ist der Beifahrer aber nicht am Unfall beteiligt und ist daher nur Zeuge der Unfallflucht des Fahrers, droht diesem keine Strafe.
Das hängt davon ab, ob es sich dabei um Ihr Fahrzeug handelt. In der Regel sollten Sie sich, bevor Sie jemandem Ihr Auto anvertrauen, darüber erkundigen, ob derjenige eine Fahrerlaubnis hat. Wird der Fahrzeugführer wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis erwischt, können auch für Sie Sanktionen verhängt werden.
Ist der Fahrer offensichtlich alkoholisiert und Sie lassen diesen dennoch am Straßenverkehr teilnehmen, kann Sie eine Mitschuld treffen. Vor allem wenn es sich um Ihr Fahrzeug handelt und Sie dieses einem Fahrer, der unter dem Einfluss von Alkohol stand, zur Verfügung gestellt haben.
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- Bei welchen Verstößen haftet der Beifahrer?
- Wie können Beifahrer den Fahrer beeinflussen?
- Was sollte ich als Beifahrer tun und was sollte ich unterlassen?
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Bei welchen Verstößen haftet der Beifahrer?
Überschreiten der Geschwindigkeit, Rotlicht missachtet, Abstand nicht eingehalten – dass ein Autofahrer, der einen Verstoß gegen die StVO begeht, selbst für die Ordnungswidrigkeit verantwortlich ist und folglich dafür haften muss, ist klar.
Aber wie sieht es aus, wenn der Beifahrer etwas falsch macht? Wer übernimmt in diesem Fall die Haftung? Kann ein Beifahrer überhaupt einen Verstoß im Straßenverkehr verursachen? Welche Verstöße kommen hierbei infrage? All das erfahren Sie im Folgenden.
Schaden durch den Beifahrer: Wer haftet dafür?
Ein Beifahrer steigt fahrlässig aus einem Fahrzeug aus, ohne sich vorher umzusehen und trifft mit der Autotür einen von hinten kommenden Fahrradfahrer. Die Folge: Der Beifahrer verursacht einen Schaden – muss trotzdem der Fahrer dafür aufkommen? Nein, kann dem Beifahrer nachgewiesen werden, dass er für den Schaden verantwortlich ist, gilt das als gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr. Je nach Art und Schwere des Deliktes kann hier eine Freiheits- oder Geldstrafe die Folge sein.
Alkohol und Drogen auf dem Beifahrersitz
Der Beifahrer ist betrunken – kann eine Strafe die Folge sein? In der Regel gilt: Ist der Beifahrer alkoholisiert, muss keine Strafe befürchtet werden, solange der Fahrer nüchtern ist. In diesem Sinne gibt es also für den Beifahrer auch keine Promillegrenze. Verursacht der Fahrzeugführer einen Unfall, weil der betrunkene Beifahrer sich in die Fahrt einmischt, kann dieser aber dafür belangt werden.
Kann auch der Beifahrer einer Drogenkotrolle unterzogen werden? Besteht ein ausreichender Verdacht, ist es möglich, dass auch der Beifahrer einen Drogentest mach muss.
Anschnallpflicht für Beifahrer
Ist ein Beifahrer nicht angeschnallt und ein Unfall passiert, kann das auch für ihn schwerwiegende Konsequenzen haben. Deshalb gilt grundsätzlich für alle Insasseneine Anschnallpflicht.
Der Beifahrer hat sich nicht angeschnallt: Droht eine Strafe für den Fahrer? Nein, denn ein erwachsener Beifahrer ist selbst dafür verantwortlich, dass er sich anschnallt.
Der Fahrer ist zwar dazu verpflichtet, vor der Fahrt zu überprüfen, ob die Sicherheitsgurte funktionieren, aber ist der Beifahrer nicht angeschnallt und wird von der Polizei erwischt, muss dieser ein Verwarnungsgeld von 30 Euro bezahlen.
Handyverbot für Beifahrer
Gibt es ein Handyverbot für Beifahrer? Nein, für Beifahrer gilt nach wie vor, dass diese während der Fahrt ein Mobiltelefonbetätigen dürfen.
Allerdings gibt es eine Ausnahme: Ein Fahrlehrer muss beispielsweise während der Fahrt mit einem Fahrschüler die ganze Zeit ein Auge auf den Verkehr haben und im Notfalleingreifen können.
Das heißt, für einen Fahrlehrer besteht tatsächlich Handyverbot auf dem Beifahrersitz, da der Fahrer noch nicht dazu befähigtist, ein Fahrzeug selbstständig zu führen.
Wie können Beifahrer den Fahrer beeinflussen?
Die Anwesenheit eines Beifahrers kann auf den Fahrer einen größeren Einfluss haben, als es vielleicht im ersten Moment den Anschein hat. Als Autofahrer in Begleitung zu sein, kann Vorteile aber auch Nachteile haben. Ob sich ein Beifahrer auf die Fahrweise des Fahrers positiv oder negativ auswirkt, hängt immer davon ab, wie sich dieser während der Fahrt verhält.
Vorteile eines Beifahrers
Zum einen können sich Fahrer sicherer fühlen, wenn eine zweite Person ein Auge auf den Verkehr hat. Gleichzeitig ist ein Fahrzeugführer bei Anwesenheit eines Beifahrers nicht nur für sich selbst verantwortlich. Das zwingt den Fahrzeugführer dazu, noch mehr auf die Einhaltung der Verkehrsregeln zu achten und beispielsweise das Tempolimit nicht zu überschreiten.
Nachteile eines Beifahrers
Andererseits kann ein Beifahrer den Fahrer, besonders im jugendlichen Alter, dazu animieren, aktiv Verstöße zu begehen. Da wird es dann beispielsweise als cool empfunden, wenn der Fahrer schneller als erlaubt unterwegs ist oder wenn dieser noch schnell bei Rot über die Ampel rast.
Durch laute Musik, hektische Bewegungenoder hitzige Diskussionen bzw. die Verwicklung in tiefgründige Gespräche kann die Konzentration des Fahrers schnell nachlassen, sodass dieser den Blick auf das Wesentliche, nämlich den Straßenverkehr, verliert.
Regeln für Beifahrer: Die Pflichten eines Mitfahrenden
Doch welche Pflichten hat ein Beifahrer und wie kann er dazu beitragen, dass der Fahrer die gesamte Besatzung des Fahrzeugs sicher von A nach B bringt.
Was ich als Beifahrer tun sollte
Berechtigte Kritik am Fahrstil
Neigt der Fahrer beispielsweise dazu zu schnell zu fahren, zu stark abzubremsen oder während der Fahrt auf den Fahrstreifen des Gegenverkehrs auszuweichen, sodass aus diesem Verhalten ein Unfall resultieren könnte oder andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden könnten, sollten Sie dem Fahrer ruhig und bestimmt mitteilen, dass sein Fahrverhalten nicht nur für ihn Konsequenzen haben könnte und ihn bitten, dies zu unterlassen.
Auf Verkehrsverstöße aufmerksam machen
Der Fahrer fährt zu schnell oder hält zu wenig Abstand zum Vordermann, merkt das aber selbst nicht oder nimmt dies billigend in Kauf? Wird der Fahrzeugführer bei einem solchen Verstoß gegen die StVO erwischt, wird zwar er zur Verantwortung gezogen, aber trotzdem kann und sollte der Beifahrer ihn schon vorher darauf aufmerksam machen, wenn er ein solches Fehlverhalten bemerkt, auch wenn er keine Polizeiuniform trägt.
Den Fahrer bei der Suche nach dem Ziel unterstützen
Zugegeben: Bei einer Autofahrt ist der Fahrzeugführer in der Regel auf sich allein gestellt. Er allein steuert das Fahrzeug und trägt die volle Verantwortung. In einigen Fällen können Beifahrer den Fahrer aber unterstützen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Fahrzeugführer den Weg nicht kennt. Sie können ihm den Weg weisen, wenn Sie sich in einer bestimmten Gegend besser auskennen oder das Navigationsgerät bedienen.
Unterstützend auf den Verkehr achten
Natürlich haben Sie als Beifahrer nicht dieselbe Sicht auf den Verkehr wie die Person hinter dem Steuer. Dennoch kann ein zusätzliches Paar Augen manchmal nicht schaden.
Beobachten Sie andere Verkehrsteilnehmer, achten Sie auf zusätzlich aufgestellte Verkehrsschilder, die beispielsweise eine Umleitung oder ähnliches anzeigen. Folgendes können Sie während der Fahrt tun:
- Vor dem Abbiegen Ausschau halten:
Vor dem Abbiegen an einer Ampel kann beispielsweise ein aus dem toten Winkel kommender Fahrradfahrer vom Beifahrer besser gesehen werden, als vom Fahrer. An einer Kreuzung vor dem Abbiegen können Sie ebenfalls nach rechts und links schauen, besonders wenn die Sicht durch Bäume oder andere Fahrzeuge versperrt ist, kann dem Fahrer helfen, sicher abzubiegen. - Auf Gefahren aufmerksam machen:
Ein anderer Verkehrsteilnehmer missachtet die Verkehrsregeln und gefährdet damit andere Verkehrsteilnehmer? Sie hören eine Sirene? Sie sehen Personen oder Fahrzeuge auf der Fahrbahn, mit denen der Fahrer vielleicht nicht rechnet? All das sollten Sie dem Fahrzeugführer mitteilen, wenn dieser die Gefahren selbst nicht gleich erkennt.
Auf die Verfassung des Fahrers achten
Vor der Fahrt sollten Sie als Beifahrer unbedingt auf den Zustand des Fahrers achten und diesen bei Auffälligkeiten darauf hinweisen und ihn vor allem bei folgenden Anzeichennicht fahren lassen bzw. nicht mitfahren:
- Zeigt der Fahrer Anzeichen von Müdigkeit?
- Steht der Fahrer eventuell unter Alkohol- oder Drogeneinfluss?
- Ist der Fahrer eventuell emotional aufgelöst oder gestresst?
Der Beifahrer als Einparkhilfe
Der Fahrer muss eine schwierige oder enge Parklücke bewältigen? Auch hierbei können Sie ihm als Beifahrer helfen. Steigen Sie aus und dirigieren Sie den Fahrzeugführer mit Handbewegungen und Rufen auf den freien Parkplatz.
Was ich als Beifahrer unterlassen sollte
Den Fahrer unnötig kritisieren oder verunsichern
Auch wenn Sie es vielleicht besser wissen: Sie sollten die Kompetenz des Fahrers in Bezug auf Verkehrsregeln und das Navigieren nicht unnötig infrage stellen. Er hat selbst die Fahrschule besucht und entsprechende Prüfungen abgelegt, die ihn dazu befähigen, ein Fahrzeug zu führen.
Bei einem Fahranfänger sollten Sie als Beifahrer außerdem darauf achten, diesem Mut zuzusprechen und selbst keine Angstauszustrahlen, da sich diese leicht auf den Führerscheinneuling übertragen kann.
Den Fahrer ablenken
Egal wie viele Personen sich im Fahrzeug befinden, der Fahrzeugführer trägt in der Regel die volle Verantwortung. Deshalb kann auch er darüber bestimmen, ob und wie lautMusik gehört werden darf sowie ob er während der Fahrt in Gespräche mit einbezogen werden soll. Fühlt der Fahrer sich nicht wohl oder kann sich nicht konzentrieren, kann das leicht zu Fahrfehlern führen. Folgendes sollten Sie als Beifahrer während der Fahrt unterlassen:
- laute Musik einstellen, die der Fahrer nicht autorisiert hat
- emotional aufgeladene Diskussionen führen
- Streit
- Fotos/Videos auf dem Handy zeigen
- die Sicht verdecken
- den Fahrer plötzlich anfassen
Den Fahrer drängeln
Sie haben es eilig? Als Beifahrer sollten Sie den Fahrer unter keinen Umständen hetzen. Hierbei gilt, dass Sie dies nicht einmal verbalisieren müssen. Allgemeine Unruhe, nervöse Handbewegungen oder ein hibbeliges Auftreten können den Fahrzeugführer unter Zeitdruck setzen. Geschwindigkeits- oder Rotlichtverstöße sind hier vorprogrammiert.
Dem Fahrer ins Lenkrad greifen
Der Bereich des Fahrers ist für Sie als Beifahrer während der Fahrt absolut tabu. Plötzliches Greifen in den Bereich des Lenkrads, weil Sie beispielsweise den Scheibenwischer aktivieren wollen, kann den Fahrer verunsichern oder sogar erschrecken. Eine falsche Lenkbewegung kann sogar schon zum Unfall führen.