Durch Toleranz für Blitzer Messungenauigkeiten ausgleichen

Von Anh P.

Letzte Aktualisierung am: 4. Juli 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Warum gibt es eine Blitzer-Toleranz?

Durch Toleranzbereich beim Blitzer mit blauem Auge davonkommen

Warum gibt es eine Blitzer-Toleranz?
Warum gibt es eine Blitzer-Toleranz?

Die Aufgabe von Blitzern ist klar: Sie sollen Geschwindigkeitsverstöße registrieren. Durch sie werden Temposünder ermittelt und für ihr gefährliches Fahrverhalten mit Bußgeldern, Punkten in Flensburg oder einem Fahrverbot bestraft. Doch nicht jeder Fahrer, bei dem der Blitzer ausgelöst hat, bekommt anschließend auch einen Bußgeldbescheid, denn es gibt eine gewisse Toleranz für jeden Blitzer. Durch diese kommt mancher Autofahrer mit dem Schrecken davon, ohne dass sein Fahrverhalten negative Konsequenzen nach sich zieht. Und auch in anderen Fällen können die Blitzer-Strafen durch die Toleranz milder ausfallen als zunächst befürchtet.

Wie hoch ist die Toleranzgrenze bei einem Blitzer? Hat ein mobiler Blitzer eine andere Toleranz als ein stationärer Blitzer? Spielt es eine Rolle, wo Sie geblitzt wurden? All diese Fragen sollen im Folgenden beantwortet werden.

FAQ: Toleranz bei einem Blitzer

Warum wird eine Toleranz abgezogen?

Vom Ergebnis eines Blitzers wird stets eine gewisse Toleranz abgezogen, um etwaige geringe Messungenauigkeiten auszugleichen.

In welcher Höhe bewegt sich der Toleranzabzug normalerweise?

Bei einer Geschwindigkeit von unter 100 km/h müssen 3 km/h abgezogen werden, bei mehr als 100 km/h sind es 3 Prozent. Handelte es sich um eine Geschwindigkeitsmessung durch Nachfahren, muss der Toleranzabzug bei 5 km/h bzw. 5 Prozent liegen.

Was, wenn ich geblitzt wurde, aber kein Toleranzabzug stattgefunden hat?

In diesem Fall kann der Bußgeldbescheid fehlerhaft sein. Um festzustellen, ob ein Einspruch ratsam wäre, sollten Sie einen Anwalt aufsuchen.

Toleranzabzug: Mehr im Video

Video: Alles Wichtige zum Toleranzabzug
Video: Alles Wichtige zum Toleranzabzug

Warum gibt es eine Toleranz beim Blitzen?

Beim Blitzen handelt es sich um ein standardisiertes Messverfahren, dementsprechend sollten die ermittelten Ergebnisse eigentlich immer einheitlich sein und nicht von Gerät zu Gerät schwanken. Auch gibt es akribische Anleitungen, wie der Blitzer genau aufzustellen oder anzuwenden ist, um Messfehler zu vermeiden. Aber weder ist die Technik perfekt noch lässt sich menschliches Fehlverhalten komplett ausschließen. Aus diesem Grund wird von jedem Blitzer eine gewisse Toleranz abgezogen, um kleine Ungenauigkeiten bei der Messung auszugleichen. Die Toleranzwerte werden von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) festgelegt.

Wie viel Toleranz wird dem Blitzer abgezogen?

Welche Toleranz haben Blitzer auf der Autobahn?
Welche Toleranz haben Blitzer auf der Autobahn?

Der Toleranzabzug beim Blitzer erfolgt entweder direkt nach dem Geschwindigkeitsverstoß oder wird nachträglich vorgenommen. Zunächst einmal ist es für die Blitzer-Toleranz vollkommen unerheblich, wo der Fahrer geblitzt wurde. Die Toleranz für Blitzer innerorts und außerorts ist identisch, entscheidend ist stattdessen die Geschwindigkeit. Die Sanktionen hingegen, die bei einem Geschwindigkeitsverstoß auf den Fahrer zukommen, sind innerorts strenger. Entgegen der landläufigen Meinung spielt es auch keine Rolle, ob er auf der Autobahn oder Landstraße geblitzt wurde. Die Toleranz bleibt dieselbe.

Es gilt stets die Regel: Bei Geschwindigkeiten unter 100 km/h werden 3 km/h als Messtoleranz für den Blitzer abgezogen. Liegt die Geschwindigkeit hingegen jenseits der 100 km/h beträgt der Abzug der Toleranz beim Blitzer 3 Prozent.

Ein Ausnahme hiervon bildet das Provida-Verfahren. Die Geschwindigkeitsmessung wird in diesem Fall über eine mehrere hundert Meter lange Strecke aus einem fahrenden Fahrzeug vorgenommen und aus den Daten eine Durchschnittsgeschwindigkeit ermittelt. Bei dem Wagen handelt es sich um ein Zivilfahrzeug der Polizei, das, mit der entsprechenden Technik ausgestattet, einem anderen Fahrzeug nachfährt, um dessen Tempo zu ermitteln. Da dieses Messverfahren als ungenauer gilt, ist die Toleranz bei diesem Blitzer höher angesetzt als bei einer Radarkontrolle. Die Toleranz beträgt beim Provida-Fahrzeug mindestens 5 km/h bzw. 5 Prozent von der gemessenen Geschwindigkeit.

Ergibt sich durch die Berechnung ein Ergebnis mit Kommastelle, wird auf die nächste Zahl aufgerundet. Ein Beispiel soll veranschaulichen, wie bei dem Blitzer der Toleranzabzug berechnet wird. Ist der Fahrer mit 112 km/h geblitzt worden, entspräche dies einem Toleranzbereich für den Blitzer von 3,36 km/h. Diese Zahl wird nun jedoch zu 4 km/h aufgerundet und von dem gemessenen Wert abgezogen. Waren auf der Strecke nur 100 km/h erlaubt, wird der Fahrer nicht für 12 km/h, sondern für 8 km/h belangt, die er zu schnell unterwegs war.

Welche Faktoren beeinflussen zusätzlich die Toleranz für Blitzer?

Für die Blitzer-Toleranz sind auch die Sichtverhältnisse von Bedeutung. Bei schlechter Sicht wird für den Blitzer ein höherer Toleranzabzug veranschlagt. aus diesem Grund macht es auch einen Unterschied, ob ein Fahrzeug nachts oder tagsüber geblitzt wurde.

Schlechte Sicht beim Blitzen beeinflusst die Toleranz.
Schlechte Sicht beim Blitzen beeinflusst die Toleranz.
  • Höhere Blitzer-Toleranz bei nichtgeeichten Geräten
  • Eingesetztes Messverfahren und Messgerät (unter den Blitzern ist besonders die PoliScan in Verruf geraten und gilt als unzuverlässig)
  • Höhere Toleranz für Blitzer bei schlechten Sichtverhältnissen und Nachtfahrten
  • Mindestabstand von Verkehrszeichen und Blitzer muss eingehalten sein

Geblitzt, aber Toleranz nicht abgezogen?

Der Bußgeldbescheid muss in der Regel immer zwei Werte enthalten: Zum einen die tatsächlich gemessene Geschwindigkeit und zum anderen das Tempo nach Abzug der Toleranz vom Blitzer. Fehlt letzterer, kann damit der Bescheid ungültig bzw. fehlerhaft werden und einen Einspruch rechtfertigen.

Ob sich ein Einspruch gegen den Blitzer lohnt, muss jeder Betroffene selbst entscheiden und hängt natürlich maßgeblich von der angedrohten Sanktion ab. Jemand, dem nur ein geringes Bußgeld droht, ist sicherlich eher bereit dieses zu zahlen, als eine Person, der ein Fahrverbot droht. Wer sich für einen Einspruch entscheidet, hat dafür innerhalb der Frist von 14 Tagen Zeit.
Landet das Verfahren schließlich vor dem Richter, kann dieser nach eigenem Ermessen die Toleranz für den Blitzer festlegen und auch die Sanktionen individueller anpassen.

Über den Autor

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Anh P.

Anh hat eine journalistische Ausbildung absolviert und verstärkt unsere Redaktion seit 2018. Ihre Ratgeber befassen sich u. a. mit Verkehrsverstößen, Fragen zum Bußgeldverfahren und Tipps zur Fahrzeugpflege. Außerdem verfasst sie Pressemitteilungen und unterstützt uns als Lektorin.

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