Verkehrsregeln in Ungarn – was gilt im Karpatenbecken?

Von Anh P.

Letzte Aktualisierung am: 2. Juli 2024

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Was droht laut Bußgeldkatalog in Ungarn bei Verstößen?

Reise ins Land der Magyaren

Einige Verkehrsregeln in Ungarn unterscheiden sich im besonderen Maßen von denen in anderen Ländern.
Einige Verkehrsregeln in Ungarn unterscheiden sich im besonderen Maßen von denen in anderen Ländern.

Ungarn mit dem Auto zu erkunden, bietet sich nicht nur für Freunde des ehemaligen österreichisch-ungarischen Kaiserreichs an. Das Land in Ostmitteleuropa hat mit Budapest, Pécs und weiteren Großstädten beliebte Urlaubsziele und zudem ein zunehmend besser ausgebautes Straßennetz.

Doch wie bei jedem anderen Bußgeldbescheid aus dem Ausland sollte auch hier die erste Devise sein, ebendiesen durch die Beachtung der Verkehrsregeln in Ungarn zu vermeiden. Der folgende Ratgeber klärt Sie über die wichtigsten Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO) in Ungarn auf und was Verstöße für Bußgelder nach sich ziehen können.

Bußgeldkatalog in Ungarn (Auszug)

VerkehrsverstoßBußgeld
Alkohol am Steuerbis 340 Euro (bis 0,5 Promille)
ab 1.000 Euro (ab 0,5 Promille)
Parkverstößebis 340 Euro
Handy am Steuerab 355 Euro
Rotlichtverstößeab 170 Euro
20 km/h zu schnellab 100 Euro
über 50 km/h zu schnellab 200 Euro
Missachtung der Gurtpflichtab 35 Euro

FAQ: Verkehrsregeln in Ungarn

Welche Geschwindigkeit ist in Ungarn zulässig?

Welches Tempolimit auf welcher Straße in Ungarn eingehalten werden muss, lesen Sie hier.

Ist Alko‌hol am Steuer in Ungarn erlaubt?

Nein, auf ungarischen Straßen ist Alkohol am Steuer absolut tabu. Die Promillegrenze liegt bei 0,0.

Welche Sanktionen sieht der ungarische Bußgeldkatalog vor?

Diese Tabelle zeigt, wie teuer Verkehrsverstöße auf ungarischen Straßen sein können.

Ungarn-Urlaub? Vignette nicht vergessen!

Eine Vignette ist in Ungarn auf allen "M-Straßen" verpflichtend. Ausnahme: einige Streckenabschnitte des Budapester Rings, der M0.
Eine Vignette ist in Ungarn auf allen „M-Straßen“ verpflichtend. Ausnahme: einige Streckenabschnitte des Budapester Rings, der M0.

Die Autobahn in Ungarn ist nur durch Abgabe einer Straßenbenutzungsgebühr legal. Die Vignette kann an verschiedenen Ausgabestellen im Land erhalten oder auch vor der Reise nach elektronischer Bestellung zugesendet werden. Die Vignettenpflicht gilt den Verkehrsregeln in Ungarn nach vor allem für Streckenabschnitte auf Autobahnen und Schnellstraßen.

In Ungarn ist die Autobahn durch ein grünes M gekennzeichnet (M1, M2 usw.). Bei Nichtbesitz bzw. Fehlen der Vignette kann in Ungarn ein Bußgeld von etwa 860 Euro erhoben werden.

Der ADAC weist auf seiner Website daraufhin, dass es zuletzt vermehrt Probleme mit der E-Vignette in Ungarn gab. Die Firma „Autobahn Inkasso GmbH“, die in Deutschland ansässig die Zahlung von Nachgebühren für ungarische Autobahngesellschaften durchsetzt, verschickte zuletzt vermehrt Aufforderungen, obwohl Gebühren gezahlt wurden. Ein Betrug liegt dabei wohl nicht vor, eher sind technische Probleme bei der E-Vignette der Grund, wenn beispielsweise falsche Kennzeichen notiert wurden. Ein Anwalt für Verkehrsrecht ist hier zunächst nicht zwingend nötig, über den zuständigen Kundendienst kann eine Korrektur vorgenommen werden.

Strafzettel aus Ungarn vermeiden, Geschwindigkeit einhalten

Selbstredend steht auch in den Verkehrsregeln von Ungarn eine Höchstgeschwindigkeit je nach Straße, die eingehalten werden muss. Diese liegt:

  • innerorts bei 50/km/h,
  • außerorts bei 90 km/h,
  • auf Schnellstraßen bei 110 km/h,
  • auf Autobahnen bei 130 km/h.

Für Gespanne und Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht liegt das Tempolimit in Ungarn weiter unten. 70 km/h dürfen außerorts und auf Schnellstraßen gefahren werden. Auf der Autobahn ist in Ungarn eine Geschwindigkeit von maximal 80 km/h erlaubt.

Die Höchstgeschwindigkeit in Ungarn beim Überfahren von Bahnübergängen beträgt lediglich 5 km/h, in Deutschland besser bekannt als Schritttempo. Zudem dürfen vor Selbigen innerorts höchstens 30 km/h, außerorts maximal 40 km//h gefahren werden.

Zéró! Die Promillegrenze in Ungarn ist gar keine

Die Promillegrenze in Ungarn liegt bei 0,0. Auf Alkoholkonsum vor dem Fahren sollte also in jedem Fall verzichtet werden.
Die Promillegrenze in Ungarn liegt bei 0,0. Auf Alkoholkonsum vor dem Fahren sollte also in jedem Fall verzichtet werden.

Polen oder Norwegen sind Beispiele für Länder, die mit 0,2 eine verhältnismäßig niedrige Promillegrenze in ihren Verkehrsregeln stehen haben. Ungarn unterbietet das, indem es eine „Grenze“ von 0,0 in seine Verkehrsvorschriften setzt. In Ungarn sollte auf die Kombination von Alkohol und Teilnahme am Straßenverkehr daher im besten Fall gänzlich verzichtet werden.

Das Null-Toleranz-Verhalten der Verkehrsregeln in Ungarn gilt übrigens für jede Art illegaler Substanzen, die das Fahrverhalten negativ beeinflussen können.

Weitere Verkehrsregeln in Ungarn, die Sie kennen sollten

In Ungarn gilt außerhalb geschlossener Ortschaften auch tagsüber und das ganze Jahr lang eine Lichtpflicht. Außerdem gilt ein Überholverbot in Kurven und auf Kreuzungen. Weniger wichtig für das Autofahren in Ungarn, wohl aber für Ein- und Ausreise ist der Hinweis, dass Reservekraftstoff nicht ein- und nicht ausgeführt werden darf.

Apropos Einreise: In Ungarn besteht zwar keine generelle Winterreifenpflicht, dennoch kann es situativ dazukommen, dass Winterreifen oder auch Schneeketten angeordnet werden. Befindet sich ein Autofahrer im Zeitabschnitt einer solchen Anordnung an der Grenze und hat keine Schneeketten im Kofferraum, kann auch die Einreise verweigert werden. Bei der Benutzung von Schneeketten darf in Ungarn die Geschwindigkeit nicht über 50 km/h liegen.

Es gilt außerorts auf Autobahnen und auf Schnellstraßen zudem eine Warnwestenpflicht. Die Verkehrsregeln in Ungarn sehen vor, dass bei Dunkelheit jeder Insasse eines Fahrzeugs im Falle eines Unfalls oder einer Panne beim Verlassen des Fahrzeuges eine Warnweste trägt. Auch Fußgänger und Fahrradfahrer müssen bei schlechter Sicht mit Warnweste unterwegs sein.

Parkkrallen und Abschleppservice – Falschparker haben schlechte Karten

Die gelben Markierungen am Fahrbahnrand sehen laut Verkehrsregeln in Ungarn ein absolutes Halteverbot vor. Die Abschleppgefahr für parkende Fahrzeuge ist hier besonders hoch. In den Großstädten Ungarns, wie Budapest, sind viele Parkzonen unterschiedlich gebührenpflichtig. Falschparker können hier mit einer Parkkralle bzw. Radklemme so lange blockiert werden, bis das Bußgeld bezahlt ist.

Immer wieder kommt es in Ungarn zu Fahrverboten aufgrund von Smog-Alarm. Zuletzt wurde 2017 in Budapest ein generelles Fahrverbot für alle Fahrzeuge mit niedriger Umwelteinstufung verhängt. Das betraf rund 30 Prozent aller in der Stadt zugelassenen Kfz. Die Betroffenen durften an diesem Tag kostenlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Als Fahrkarten galten die Zulassungspapiere.

Was ist bei einem Bußgeld in Ungarn bzgl. der Vollstreckung zu beachten?

Tipp: Neben Verkehrsverstößen, wie einer Geschwindigkeitsüberschreitung, sollte in Ungarn auch auf das Anstoßen verzichtet werden.
Tipp: Neben Verkehrsverstößen, wie einer Geschwindigkeitsüberschreitung, sollte in Ungarn auch auf das Anstoßen verzichtet werden.

Auf verschiedenen Wegen können Bußgelder in Ungarn eingezogen werden. Zum einen sind aufgrund des EU-Vollstreckungsabkommens die deutschen Beamten zur Amtshilfe verpflichtet, wenn die Bagatellgrenze von 70 Euro überschritten wurde. Ein Bußgeld muss daher auch in Deutschland gezahlt werden. Die ungarischen Autobahngesellschaften beauftragen zudem in Deutschland ansässige Inkassobüros, die in Kombination mit hohen Mahngebühren das Bußgeld eintreiben.

Wird ein Verstoß gegen die Verkehrsregeln in Ungarn direkt geahndet, haben die Polizeibeamten das Recht, das Fahrzeug der Betroffenen so lange zu beschlagnahmen, bis das fällige Bußgeld bezahlt wurde.

Ein letzter Tipp für einen schönen Urlaub: Unabhängig von der in den Verkehrsregeln von Ungarn festgesetzten Promillegrenze von 0,0 wird es dort nicht gerne gesehen, wenn mit Bier angestoßen wird – die Österreicher feierten ihren Sieg über einen ungarischen Volksaufstand im 19. Jahrhundert durch das Anstoßen mit Bierkrügen. Die Ungarn wiederum schworen damals, 150 Jahre lang nicht anzustoßen.

Über den Autor

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Anh P.

Anh hat eine journalistische Ausbildung absolviert und verstärkt unsere Redaktion seit 2018. Ihre Ratgeber befassen sich u. a. mit Verkehrsverstößen, Fragen zum Bußgeldverfahren und Tipps zur Fahrzeugpflege. Außerdem verfasst sie Pressemitteilungen und unterstützt uns als Lektorin.

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